Interview mit dem Betriebsleiterpaar Sigrist:
Was war Ihre Motivation, ammoniakmindernde Massnahmen beim Stallneubau umzusetzen?
Kaspar Sigrist: Für uns war klar: Wenn wir umbauen, dann wollen wir den Betrieb auf den neusten Stand bringen. Wir wollen zeigen, dass die Landwirte und Landwirtinnen etwas gegen die Emissionsproblematik unternehmen können und hoffen so, zur Verbesserung des Bildes der Schweizer Landwirtschaft beitragen zu können. Ein emissionsminderndes Stallkonzept schliesst ein tierfreundliches nicht aus. Aufgrund der besseren Luft im Stall wird die Gesundheit der Tiere gefördert und das allgemeine Tierwohl gesteigert.
Welche Massnahmen wurden umgesetzt und weshalb?
- Die frische Luft des Jagerstalls wird via Unterflur angezogen. Das bewirkt, dass die Luft im Winter wärmer und im Sommer kühler ist und somit die Temperaturbedürfnisse der Schweine besser erfüllt sind. Durch den Austausch über das Erdreich werden die Schwankungen, welche zwischen Tag und Nacht auftreten, ausgeglichen.
- Dann wurde beim Abferkelstall eine Entmistung mittels Schubstange installiert (ohne Kot- und Harntrennung). Diese läuft täglich und die Kanäle müssen nicht mehr gespült werden. In diesem Teil des Stalls kann die Luft bei Bedarf zusätzlich mit einem sogenannten «Cool Pad» gekühlt werden, was den Hitzestress der Tiere in den wärmeren Jahreszeiten reduziert.
- Die Abluft des gesamten Stallsystems wird durch einen Biowäscher gereinigt. Dies führt zu einer Reduktion von Staub, Ammoniak und Geruch in der Aussenluft.
Warum haben Sie sich für einen Bio- und nicht für einen Chemowäscher entschieden?
Ein Chemowäscher kam für mich nie in Frage, da ich keine Schwefelsäure verwenden will. Das Abschlämmwasser des Chemowäschers müsste man separat lagern und dabei Vorschriften bezüglich der Lagerung von wassergefährdenden Flüssigkeiten beachten. Das Abschlämmwasser könnte als Dünger verwendet werden. Wegen dem tiefen pH-Wert ist der Umgang damit nicht ganz ungefährlich. Das Abschlämmwasser aus dem Biowäscher hingegen kann in die Güllegrube geleitet und mit der Gülle ausgebracht werden.
Wie verhalten sich die Tiere im neuen Stall?
Die Tiere fühlen sich wohl. Durch die abgekühlte und sauberere Luft können die Tiere ruhiger atmen und sind somit weniger hitzegestresst. Auch der Umzug ging für sie ohne Probleme vonstatten.
Gibt es messbare Erfolge bei der Ammoniakreduktion?
Innerhalb von so kurzer Zeit bereits Erfolge zu erkennen, ist etwas schwierig. Im Juni wurde die obligatorische Abnahmemessung des Biowäschers durchgeführt. Hierbei wurde das eintretende Rohgas mit dem Reingas, das aus dem Biowäscher austritt, verglichen. Die Messung ergab eine Ammoniakreduktion von 60 %. Bei der Messung wurde festgestellt, dass bei unserem Stall bereits sehr saubere Luft in den Biowäscher eintritt. Der Eintrittswert lag bei 1.1 Mikrogramm Ammoniak pro Kubikmeter Luft. Zum Vergleich: In den Niederlanden und Deutschland beispielsweise liegt dieser Wert bei 9 Mikrogramm Ammoniak pro Kubikmeter Luft. Je schmutziger die Luft, desto höher ist natürlich auch die Wirkung des Biowäschers.
Welche Erfahrungen wurden beim Bauen gemacht?
Grundsätzlich verlief der Bau gut und ohne grosse Zwischenfälle. Streng war es dennoch. Beim Aushub, beim Installieren der Lüftung und beim Demontieren des alten Dachs haben wir selbst Hand angelegt. Und weil wir auch während der Bauzeit Tiere auf dem Betrieb gehalten haben, führte dies zu einer enormen Doppelbelastung für uns. Mit dem neuen Stallsystem samt automatisierter Fütterung und Einstreu geniessen wir jetzt die neu gewonnene Flexibilität.
Hat der Umbau Ihren Alltag auf dem Hof unter dem Strich verbessern können?
Durch das automatisierte Fütterungssystem und die ammoniakmindernden Massnahmen habe ich einen kleineren zeitlichen Aufwand für Routinearbeiten und es bleibt mehr Zeit für die Kontrolle der Tiere.. Es geht einfacher, da die Zuchtsauen ihre Buchten praktisch selbst sauber halten. Dazu kommt, dass ich etwas flexibler geworden bin mit den Stallzeiten. So müssen andere Arbeiten auf dem Hof oder Feld nicht immer an die Stallzeiten angepasst werden. Oder wir können uns ab und zu einen längeren Ausflug gönnen, was für uns als Familie natürlich sehr wertvoll ist.